Biographie und politische Kultur in Österreich zwischen 1848 und 1938
Das Projekt identifiziert und analysiert politische Diskurse in Dichter- und Musiker-Biographien, die zwischen 1848 und 1938 von österreichischen Autor*innen veröffentlicht wurden. Die in diese Periode fallenden gesellschaftlichen wie politischen Übergänge und Brüche spiegeln sich in den wechselnden österreichischen Staatsformen von der Monarchie bis zum Ständestaat wider. Dabei ist von der These auszugehen, dass biographische Texte politische Entwicklungen verarbeiten und diskursiv auf gesellschaftlich-politische Tendenzen zurückwirken. Mit Rückgriff auf das methodische Instrumentarium der historischen Diskursanalyse soll die Funktionalisierung dieser Diskurse in biographischen Texten untersucht werden.
Das Vorhaben leistet somit einen Beitrag zur bislang unterbelichteten österreichischen Biographik sowie zur Erforschung der politischen Kultur in Österreich und ihrer Debatten, die sich hinsichtlich territorialer, ethnischer und sprachlicher Aspekte innerhalb des Untersuchungszeitraums deutlich intensivierten.
Neben wissenschaftlichen und populärbiographischen Monographien werden auch solche biographischen Texte in den Analysekorpus miteinbezogen, die als Nekrologe bzw. Gedenkreden anlässlich von Jubiläumsfeiern, Eröffnungen oder Denkmalsenthüllungen nicht minder relevant für eine Form memorialkultureller Praxis und für die Konstituierung aktueller politischer Diskurse in Österreich zwischen 1848 und 1938 waren.